Mein Medizinstudium in Kiel
Nachdem ich 2015 (ja, ist schon eine Weile her) mein Abitur gemacht habe, begann ich 2016 das Studium der Humanmedizin in Kiel.
Kiel hat einen klassisch aufgebauten Studiengang mit zwei Jahren Vorklinik, dem Physikum als Abschluss der Vorklinik, drei Jahren Klinik, wieder ein Examen, dem Praktischen Jahr und abschließend das letzte Examen.
In der Vorklinik hat man Grundlagen der Naturwissenschaften Physik, Chemie und Biologie inklusive einiger Praktika. Ich hatte in der Oberstufe Biologie und Chemie als Leistungskurse und das hat sicherlich geholfen, die Kurse sind aber auch sonst sehr gut machbar.
Arbeitsintensiver sind eher die anderen Fächer, Anatomie, Physiologie und Biochemie. Auch hierbei gibt es sowohl Vorlesungen als auch Praktika. Dabei ist ein gewisser Lernaufwand nicht abzustreiten.
In den Semesterferien oder vor Beginn des Studiums muss ein dreimonatiges Pflegepraktikum abgeleistet werden. Das ist während der Vorklinik auch die einzige Zeit, die man im Krankenhaus verbringt, die Kurse finden ansonsten auf dem Unicampus statt.
Nachdem man das Physikum hinter sich gebracht hat, finden alle Kurse an der Universitätsklinik statt. Durch die Pandemie hatte ich nicht so viele klinische Kurse und Praktika wie man sonst gehabt hätte, daher kann ich die Lehre dort nur eingeschränkt beurteilen, aber ich fand den Praxisanteil immer noch sehr gering. In den Semesterferien muss man vier Monate Famulatur im ärztlichen Bereich ableisten, aber ansonsten verbringt man doch mehr Zeit am Schreibtisch als im Krankenhaus.
Das letzte Jahr ist man über Jahr Praktikant in der Inneren Medizin, der Chirurgie und in einem Wahlfach. Daran wird aber gerade viel geändert, vielleicht sieht die Fächerverteilung dann anders aus.
Als Fazit zum reinen Studiumsteil – Medizin ist ein arbeitsintensives Studium, aber nicht unbedingt schwierig. Der naturwissenschaftliche Anteil hält sich in sehr engen Grenzen, dafür sind die ganzen Witze, dass Mediziner nur auswendig lernen leider auch nicht so ganz falsch. Für die vielen Stunden am Schreibtisch braucht es eine gewisse Motivation und Durchhaltevermögen.
Aber nun zu etwas positiveren Dingen- Medizin ist insofern ein toller Studiengang, dass man mit vielen sehr motivierten Menschen zusammenstudiert. Es gibt ganz viele Möglichkeiten sich außerhalb des Studiums zu vernetzen, sich ehrenamtlich zu engagieren, im Orchester zu spielen oder Sport zu treiben und Parties zu organisieren (oder nur teilzunehmen 😉 ). Und, ganz wichtig, dafür hat man auch Zeit, 24 h am Schreibtisch bringt sowieso gar nichts.
Über die BVMD; das ist die Vereinigung der Medizinstudierenden auf nationaler Ebene, kann man sich in ganz verschiedenen Ländern Praktika organisieren, an Meetings teilnehmen und dabei national und international neue Menschen und Kulturen kennenlernen.
Dazu hat man die Möglichkeit schon während des Studiums eine medizinische Doktorarbeit zu erstellen. Ich habe diese am biochemischen Institut begonnen und hatte dadurch doch die Möglichkeit in einen naturwissenschaftlichen Bereich reinschnuppern zu können.
Als Fazit – ein Medizinstudium ist weniger schlimm als der Ruf, aber ein gewisses Durchhaltevermögen beim Lernen ist doch hilfreich. Dafür gibt es neben dem Studium ganz viele Organisationen, Praktika und Möglichkeiten, die es so in anderen Fächern nicht gibt.
Über die Autorin
Anne Winkelmann hat 2015 am Gymnasium Am Kattenberge Abitur gemacht. Ihre Leistungskurse waren Chemie, Biologie und Englisch. Nach dem Abitur begann sie ein Medizinstudium in Kiel.