MINT in Finnland

Nach der 10. Klasse bin ich für ein Jahr in Finnland gewesen und bin dort zur Schule gegangen. Hier möchte ich von meinen Erfahrungen mit Naturwissenschaften in meiner finnischen Schule berichten. Wenn man an Finnland denkt, denkt man oft zuerst an schöne Natur, kalte Winter und vielleicht die zahlreichen Seen. Aber Finnland ist nicht nur das Land der tausend Seen, sondern verfügt auch über ein sehr gutes Schulsystem.

Fangen wir mit dem finnischen Schulsystem generell an. Normalerweise hat man in Finnland 12 Schuljahre. Von der ersten bis zur vierten Klasse besucht man eine Grundschule. Danach geht man von der fünften bis zur neunten Klasse auf die Mittelschule und schließlich besucht man ab der zehnten Klasse eine Berufsschule oder ein Lukio.

Auf dem Lukio ist das Schuljahr in fünf sogenannte Jaksos unterteilt. Es besteht also aus fünf Semestern. Jedes Semester dauert etwa zwei Monate und man hat jedes Semester einen neuen Stundenplan. Am Ende jedes Jaksos finden eine Woche lang Klausuren statt. Dabei schreibt man pro Tag eine Klausur in einem Kurs und kann danach wieder nach Hause. Von der zehnten bis zur zwölften Klasse gibt es ein reines Kurssystem. Um am Lukio Abschluss machen zu können muss man eine bestimmte Gesamtkursanzahl erreichen und für jedes Fach gibt es noch einzelne Vorgaben, welche Kurse verpflichtend sind. Viele dieser verpflichtenden Kurse absolvieren Schüler im ersten Jahr am Lukio und in den folgenden Jahren wählt man dann die Kurse mehr nach Interesse. Pro Semester belegt man in der Regel fünf bis acht Kurse.

In meiner Schule, der Vaasan Lyseion Lukio in Vaasa, waren die Schulstunden 75 Minuten lang und man hatte vier bis fünf Fächer am Tag. Die Kurse sind immer themenspezifisch, behandeln also in der Regel nur einen bestimmten Aspekt des Faches und können dadurch von Schülern aus verschiedenen Jahrgängen wahrgenommen werden.

Während meiner Zeit an der Schule hatte ich die Möglichkeit verschiedene Naturwissenschaftskurse zu belegen. Über das Schuljahr verteilt hatte ich zwei Mathekurse, zwei Physikkurse, drei Biologiekurse und einen Chemiekurs. Unterrichtstechnisch ist wohl der größte Unterschied, dass alle Schüler an Laptops arbeiten und auch die Klausuren daran geschrieben werden. Dadurch sind viele Schulbücher auch online. Zum Beispiel meine Physik- und Chemiebücher hatten auch Aufgabenfunktionen, die meine Lehrer kontrollieren konnten. Das war dann neben der Klausur die Benotungsgrundlage, da es in Finnland keine mündlichen Noten gibt.

Experimente werden allerdings eher selten durchgeführt. In Chemie und Physik gab es manchmal die Möglichkeit in Kleingruppen während der Stunde ein Experiment durchzuführen oder man musste außerhalb der regulären Unterrichtszeit zum Experimentieren in die Naturwissenschaftsräume kommen.

Generell hat mir der Naturwissenschaftsunterricht sehr gut gefallen. Sprachlich hatte ich zwar einige Probleme mit dem Verständnis aber dank meiner Mitschüler und Lehrer bin ich meistens doch ganz gut mitgekommen. Dank ihnen kenne ich jetzt Wörter wie avaruusrakenne (räumliche Struktur), lämpötila (Temperatur) oder elektronegatiivisuusero (Elektronegativitätsdifferenz).

Besonders gut gefallen hat mir, dass sich ein Kurs in der Regel mit einem Thema sehr intensiv beschäftigt hat und man dadurch ein sehr tiefes Verständnis für das Thema bekommt.

Insgesamt war meine Schulerfahrung in Finnland sehr positiv und viele Dinge, die ich dort gelernt habe sind jetzt sehr hilfreich.

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