Semiautomatischer Werktisch an der HAW
Wie sieht das Leben an einer Hochschule aus? Diese Erfahrung durfte ich im Schuljahr 2018/2019 sammeln.
Über einen Zeitraum von ein paar Monaten bin ich (damals in der 10. Klasse) nach der Schule zur Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) gefahren und durfte zusammen mit zwei Mitschülern aus dem 11. Jahrgang einigen Bachelor- und Masterstudenten im Fachbereich Produktionsmanagement über die Schulter schauen. Die Studenten standen vor der Aufgabe, einen Werktisch zu bauen, der dem Monteur automatisch anzeigt, in welcher Schublade er das nächste Bauteil findet. Die Termine für die Treffen haben wir gemeinsam besprochen und auch auf die Terminverfügbarkeit von den beiden Elftklässlern und mir wurde Rücksicht genommen.
Das Projekt
Der Werktisch ist in mehreren Teilprojekten entstanden. Die Positionierung der Schubladen war bereits beschlossene Sache, als ich dazu kam. Übrig blieb aber noch der große Teil der Elektronik. Im Team haben wir besprochen, mit welchen Sensoren wir messen, ob der Monteur ein Bauteil entnommen hat und wie wir damit umgehen, falls der Monteur nur einen Teil der geforderten Menge an Bauteilen entnimmt. Auch die Montage der Sensoren und Displays musste durchdacht werden.
Bevor ein Monteur mit seiner Arbeit beginnt, holt er sich zunächst ein „Rezept“ ab, welches er in Form eines RFID-Chips erhält, auf dem Reihenfolge und Teilanzahl der Schubladen gespeichert ist. Am Werktisch angekommen legt er den visitenkartengroßen Chip auf ein Feld, an dem der Werktisch die Informationen ausliest und die LED an der ersten Schublade über dem Tisch grün aufleuchten lässt. Auf dem Display der Schublade wird nun die Teilanzahl angezeigt. Beim Entnehmen eines Teils erkennt ein Ultraschall-Entfernungssensor den Arm des Monteurs und die Schublade ändert die Farbe ihrer LED auf blau und meldet in einem für alle Schubladen einsehbaren Chat, dass sie fertig ist. Das erkennt die nächste Schublade und schaltet ihre LED auf grün. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis aus der letzten Kiste die Teile entnommen wurden.
Für eine beispielhafte Anwendung am Tag der offenen Tür 2019 am GAK stand der Montagetisch im naturwissenschaftlichen Bereich mit einigen LEGO-Teilen bereit. Das Ergebnis des Prozesses war ein Getriebe, bei dem auf zwei Seiten je eine Welle aus dem Gehäuse ragte, die sich durch Zahnräder verbunden in unterschiedlicher Geschwindigkeit drehen ließen. Die Besucher konnten den Auftrag starten und ohne langes Suchen in den Kisten das Produkt zusammenbauen. Die Erfolgsquote war sehr hoch.
Mein Anteil am Projekt
Für mich gab es wenig verpflichtende Arbeit. Während die beiden Elftklässler ihre Seminarfacharbeit über ein Thema mit Bezug zu dem Werktisch geschrieben haben, habe ich mich also dafür angeboten, Teile der Programmierung zu übernehmen und die Halterung für die Sensorik an den Schubladen mit einer Computer-Aided-Design-Software zu entwerfen.
Die Zeit war für mich sehr wertvoll, da…
…ich einen guten Einblick in das Leben an einer Hochschule bekommen habe. Die kleine Gruppengröße, die offene Aufgabenstellung und eigenständige Herangehensweise an Lösungen von Problemen, die Arbeit im Team und die generell zugrunde liegende Stimmung haben mir einen netten Eindruck davon gegeben, in welcher Atmosphäre man nach der Schule weiter lernen kann.